Expressionismus (Literatur)

Dr Begriff Expressionismus wird us de bäide latiinische Wörter „ex“ und „premere“ zämmegsetzt, wo zerst „usdrucke“ bedüte. Wenn mä also vom Expressionismus schwätzt, mäint mä en „Usdruckskunst“. Es wärde also inneri Woorhäite und Erlääbniss daargstellt, nit d Liechträiz, wie si uf s Aug falle.

Dr Kurt Hiller het 1911 dr Begriff Expressionismus brägt. Er bezäichnet d Epoche vo öbbe 1905 bis öbbe 1925, au wenn au noch em Zwäite Wältchrieg bedütendi Wärk entstande si, wo mä em Inhalt nooch em Expressionismus zueordnet. D Epoche isch brägt vom antibürgerlige und antinazionalistische Dänke vo vile Intellektuelle in dr wilhelminische Zit und wändet sich stark subjektive, existenzielle und gsellschaftsrelewante Theme zue. Bischbil für daas si politischi Repressione, d Großstadtbroblematik wäärend dr Industrialisierig, wo im Schwung isch,[1] gsellschaftlige Machtmechanisme (familiärs und gsellschaftligs Patriarchat, sexuelli Besässehäit).

Stilistisch si expressionistischi Schrifte vilfältig, dorum isch dr Expressionismus as Epochebegriff umstritte. Zum Däil wärde Wärk vom Heinrich Mann, Franz Kafka oder Arnolt Bronnen zum Expressionismus zelt, au wenn grad dr Kafka e Kritiker vo dr Beweegig gsi isch.[2] S Elimänt, wo alli verbindet, isch en usgsprochnigs „Mir-Gfüül“, mäistens im ene sozialkritische Konteggst.

  1. beschriibe z. B. vom Hermann Bahr (1914): „Die Maschine hat ihm die Seele weggenommen. […] Alles, was wir erleben, ist nur dieser ungeheure Kampf um den Menschen, Kampf der Seele mit der Maschine. […] Niemals war eine Zeit von solchem Entsetzen geschüttelt, von solchem Todesgrauen. Niemals war die Welt so grabesstumm. […] Da schreit die Not jetzt auf: der Mensch schreit nach seiner Seele, die ganze Zeit wird ein einziger Notschrei. Auch die Kunst schreit mit, in die tiefe Finsternis hinein, sie schreit um Hilfe, sie schreit nach dem Geist: das ist der Expressionismus.“ Hermann Bahr: Expressionismus und Goethe. In: Die neue Rundschau, 25 (1914) #2, 913–926, hier 913. Buchausgabe: Expressionismus, 122–123.
  2. Im ene Gsprööch mit em Gustav Janouch het er gsäit, es gääb in de Gedicht vom Johannes R. Becher „so ein Lärm und Wortgewimmel, daß man von sich selber gar nicht loskommen kann. Die Worte werden nicht zur Brücke sondern zur hohen, unübersteigbaren Mauer. Man stößt sich fortwährend an der Form, so daß man überhaupt nicht zum Inhalt vordringen kann. Die Worte verdichten sich hier nicht zur Sprache. Es ist ein Schreien. Das ist alles.“ Vgl. Janouch, Gustav: Gespräche mit Kafka. Frankfurt a. M., 1981. S. 110, au no S. 84, 158.

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